Frühe Siedlungsspuren |
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3./2. vorchristliches Jahrtausend |
Steinbeilfunde der jüngeren Steinzeit |
1200 - 800 v. Chr. |
Gräber aus der Urnenfelderzeit |
4.Jh. n. Chr. |
Gefäßfunde aus der Zeit der Römer |
12. Juni 774 |
Ersterwähnung von „Bellinheim im Speyergau“ in einer Schenkungsurkunde von „Dultwin und Albnand“ an das Kloster Lorsch. |
1103 |
Graf Hermann von Spiegelberg stiftet das Kloster Hördt und stattet es mit einer Vielzahl von Gütern aus, darunter sein Gut in Ort und Gemarkung Bellheim. |
1249 - 1275 |
Ritter Hugo, genannt Havener, steht in Bellheim in Amt und Ehren. |
1363 |
Bellheim wird an den Pfalzgrafen Ruprecht I. verpfändet. |
1482 – 85 |
Die Pfarrkirche „mitten im Dorf“, wird auf dem Platz der heutigen katholischen Kirche errichtet. |
1524 |
Die Pfarrkirche wird ein Raub der Flammen. |
1550 |
Kurfürst Friedrich II. von der Pfalz (1544 – 1556) errichtet im Wald, nördlich von Bellheim, das Jagdschloss „Friedrichsbühl“. |
Feb. 1657 |
Bellheim erhält durch eine Schenkung der Familie Burggraf sein erstes Schulhaus. |
1697 |
Rijswijker Friedensschluß. Bellheim kehrt als Teil des Oberamtes Germersheim unter die Souveränität des Kurfürsten von der Pfalz zurück. |
1702 – 1714 |
Im Gefolge des Spanischen Erbfolgekrieges gerät Bellheim zeitweise unter deutsche und französische Besatzung. |
Mai 1700 |
Der Katholische Dechant von Heidelberg und der Stadtschultheiß von Mannheim versuchen die Bellheimer Protestanten unter Anwendung von Gewalt zur Annahme des katholischen Glaubens zu bewegen. |
1723/24 |
Zwei neue Schulhäuser werden errichtet. |
1743 |
Beginn des Baues der sog. Queichlinien. |
1756 |
Die reformierte Kirche wird errichtet. |
1766 |
Kurpfalz und Frankrei legen im Schwetzinger Vertrag die weitere Unterhaltung der Befestigung fest, die nach und nach erneuert wurde. |
1789 |
Erneuerung der Queichlinien im Zuge der Koalitionskriege nach der französischen Revolution. |
1797/1801 |
Das linke Rheinufer und damit auch Bellheim wird an Frankreich abgetreten. |
30.05.1814 |
Bellheim wird mit dem ersten Pariser Frieden zum Grenzort, da sich die Grenze an der Queichlinie orientierte. Der Ort selbst mit seinen Ackerflächen gehörte zum Königreich Frankreich. Die Wiesen und der Gemeindewald jedoch zu dem von Österreich verwalteten Gebiet, welches später an Bayern fallen sollte. |
1815 |
Österreichische Truppen ziehen in die Gegend zwischen Queich und Lauter ein. |
1816 |
Die Pfalz wird Teil des Königreiches Bayern. |
13. Juni 1849 |
Bayerische Infanteristen und Artilleristen liefern sich mit den Freischaren in den Straßen Bellheims ein Gefecht. |
1851 – 54 |
Mehr als 320 Bellheimer kehren ihrem Heimatort den Rücken und wandern nach Amerika aus. |
1854 |
Eine Cholera-Epidemie fordert in Bellheim ihre Opfer. |
1868 – 72 |
Erbauung der neuen Nikolauskirche und der protestantischen Kirche. |
1877 |
Die Straßenbeleuchtung wird auf Petroleum umgestellt. |
1901 |
Die Königlich Landwirtschaftliche Winterschule erhält ein eigenes Schulgebäude. |
1914 – 18 |
Bellheim wird befestigt, der Wald in weiten Teilen abgeholzt. |
1930 |
Die französischen Besatzungstruppen verlassen die Pfalz. |
März 1933 |
Die Nationalsozialisten übernehmen die Macht. |
1937 |
Umwandlung der beiden Konfessionsschulen in eine „christliche Gemeinschaftsschule“. |
30. Juni 1938 |
Als erstes Bad im Landkreis wird das Bellheimer Schwimmbad eröffnet. |
1939 |
Bellheim wird im Gefolge des Zweiten Weltkrieges von Wehrmachtstruppen und Evakuierten belegt. |
1939 – 45 |
Der Zweite Weltkrieg fordert viele Menschenleben – auch unter den Bellheimern. |
1944 |
Seit diesem Zeitpunkt fallen auch in Bellheim Bomben. |
März/April 1945 |
Amerikaner, anschließend Franzosen besetzen Bellheim. |
Sept. 1945 |
Die ersten freien Wahlen nach der NS–Herrschaft finden auf Gemeindeebene statt. |
1947 |
Volksentscheid über die Verfassung des Landes Rheinland-Pfalz |
Juni 1948 |
Währungsreform |
1953 |
Die zentrale Wasserversorgung und Kanalisation wird in Angriff genommen. |
1959 |
Die Bellheimer Schulen ziehen in das neu errichtete Volksschulgebäude. |
1967 |
Errichtung der Neuapostolischen Kirche. |
1972/73 |
Errichtung der Hauptschule. |
1972 |
Die Verbandsgemeinde Bellheim wird ins Leben gerufen. |
1995 |
Errichtung der Realschule. |
1998 |
Die Mallersdorfer Schwesternstation wird aufgelöst. |
Gebäude, Bodendenkmale, Kleindenkmale wie Grenzsteine, Grabsteine, Feldkreuze etc.
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Band 1: Von „wildem Geist“ und Wunderheilern, Gemeiner Gaß´ und Wohnungsnot
Den heimatgeschichtlich interessierte Leser erwarten in diesem ersten Band Geschichten und Begebenheiten, die in bisher erschienen Publikationen nicht berücksichtigt oder nur am Rande behandelt wurden. Für das Autorenteam, Rainer Becki, Dr. Hans-Joachim Heinz, Edgar Schnell, Hermann-Josef Schwab und Karin Warlo standen dabei die Bellheimer Bürger im Vordergrund: wie sie lebten und starben, wo sie tanzten, speisten und tranken, wie sie den Seuchen des 18. Jahrhunderts trotzten, sich in Freud und Leid, Armut und Reichtum, Hunger und Durst beistanden oder stritten. Aber auch von Zorn, Habgier, Trunksucht und gar Mord wird in den zahlreichen Kapiteln auf rund 450 Seiten zu lesen sein. Dieses Buch wird zudem mit einer kleinen Sensation aufwarten. Denn wie sich inzwischen herausstellte ist den Ortsname Bellheim, wie bisher fälschlicherweise angenommen nicht nur in der Pfalz zu finden. Es gab ein zweites Bellheim! doch dazu mehr in unserem Buch.
Band 2: Bellheim in Vergangenheit und Gegenwart
In Bildung und Erziehung sind Heimatbezug und Weltoffenheit zwei sich gegenseitig ergänzende Prinzipien. Die Kenntnis der geografischen und historischen Fakten des Nahraumes erleichtert das Verständnis des Fernraumes. In dieser Überzeugung schrieben die Verfasser von "Bellheim in Gegenwart und Vergangenheit" Ihre Beiträge im zweiten Band der Schriftenreihe zur Bellheimer Heimatgeschichte des Kulturvereins Bellheim.
Kurt Biehler verfasst eine "Geografische Ortskunde von Bellheim". In ihr beschreibt er die Teillandschaften der Gemeinde, Gewässernetz, Klima, Entwicklung der Bevölkerung, Siedlungsstruktur sowie das Ringen um ein tragfähiges Verkehrskonzept.
Albert Schwartz, ein exzellenter Kenner mittelalterlicher Regionalgeschichte, erforscht anhand von Dokumenten aus dem Mittelalter, dass in der heutigen Karl-Silbernagel-Straße in der Nähe des Friedhofs im 14. Jahrhundert eine Turmhügelburg des Ritters Hugo von Bellheim auf einem aufgeschütteten Hügel stand.
Im 15. Jahrhundert baute dort der kurpfälzische Sekretär des Pfalzgrafen, Alexander Pellendorfer, unerlaubt sein "Schößlin" auf dem Grund und Boden des Hochstifts in Speyer.
Wie sich die fränkische Landnahme in der Wende vom 5. zum 6. Jahrhundert vollzog und sich die Grenzen der Gemarkung und deren Gliederung in Gewanne herausbildeten, handelt der Historiker in einem weiteren Beitrag ab. Aus Urkunden ermittelt er die Bellheimer Flurnamen aus der Zeit vor dem Dreißigjährigen Kriege.
Außerdem spürt er den Namen der Bellheimer Einwohner, Pächter von Äckern und Flurnachbarn bis 1654 nach. Manche dieser Namen gibt es heute noch in der Gemeinde.
In "Vom Reichsdorf zum Pfandobjekt im Besitz des Pfalzgrafen" räumt Schwartz mit der Fehlinformation auf, Bellheim wäre als Pfand im 14. Jahrhundert in badischem Besitz gewesen.
Ludwig Hans schreibt eine Chonik der Ereignisse in den Jahren 1819 bis 1871 im Spiegel der Gemeinderatsprotokolle. Der behandelte Zeitraum erstreckt sich von den ersten Jahren seit der Zugehörigkeit der Pfalz zu Bayern (1816) über die Phase der Revolution der Jahre 1848/1849 bis hin zum Krieg gegen Frankreich 1870/1871.
Edgar Schnell verfolgt die Entwicklung der "Grünen Lunge" von Bellheim. Er setzt dieses grüne Band von der Obermühle bis zur Wappenschmiedmühle ins Bild und stellt die Erholungsfunktion und die kulturelle Bedeutung der dort errichteten Kunstwerke heraus. In einem zweiten beitrag erzählt er vom alten Dorfbach, vom Fischfang, vom Eisbrechen und der Wiesenbewässerung.
„Barde, fahrender Sänger, Vagant, Spaß- und Fröhlichmacher mit ernsten Augen in dem lächelnd zerknitterten Gesicht, ein Original hausgemachten Leids und Humors, kaum unterzukriegen, schlank und biegsam wie eine Weidengerte, knitz und gradraus und derb bis dort` naus: Urtyp des tapferen, wendigen, jeder Gefahr und jeder misslichen Lage mit List und Humor widerstehenden Pfälzers“. So hat Lorenz Wingerter den August Heinrich, die Nummer Acht einer Gastwirtsfamilie aus Bellheim, den alle Welt „de Bellemer Heiner“ nannte, treffend beschrieben. Wer an Bellheim denkt, dem fällt ziemlich rasch sein Name ein, auch 50 Jahre nach seinem Tode. Einige haben ihn noch gekannt, mit Künstlermähne, breitrandigem Hut. Die meisten kennen ihn vom Hörensagen, durch seine Gedichte, die heute vielleicht mehr denn je Konjunktur haben, weil sie aus dem Leben geschöpft sind und mit Weisheiten gespickt, die volkstümlich-philosophisch den Nerv der Menschen in unserer Region treffen, auch heute noch.
August Heinrich zählte zu denjenigen, die etwas zu sagen hatten. Er hatte die Gabe, das in Worte zu fassen, spielerisch, was die Menschen in unserer Region bewegte, was ein Teil ihres Selbst war. Er traf den Nerv der Leute und brachte humorvoll, manchmal melancholisch-nachdenklich auf den Punkt, was ihnen wichtig war. Der Bellemer Heiner stand mitten im Leben und sicherlich liegt ein Geheimnis seines Erfolges darin, dass ihm „die Gabe des Beschenkens“ gegeben war, wie die Rheinpfalz an seinem Todestage titelte. „Millione haw ich froh gemacht“, sagte der Bellemer Heiner in seinem „Läwenslaaf“ und nicht umsonst zählen seine zahlreiche Gedichtbände, in denen er seine Lebensweisheiten auf unnachahmliche Weise in Versmaße gegossen hat, auch heute noch zu den am meisten gelesen Werken pfälzischer Mundartliteratur.
Der Bellemer Heiner war einer, der mit wehendem Umhang und offenen Augen durch die „Pälzer Weltg`schicht“ ging und seinen Landsleuten „ aufs Maul“ schaute. Er hat, wie sich bei den Recherchen zur Bellheimer Ortschronik herausstellte, viel mehr zu Papier gebracht, als er in Buchform veröffentlichen konnte. Der Kulturverein Bellheim möchte diese Lücke schließen. Er wird in einer kleinen Reihe unter dem Titel „De Bellmer Heiner verzeehlt ...“ die Reime in Buchform veröffentlichen, die bisher in der Form noch nicht publiziert wurden.
Dazugehörige Publikationen:
Band I: Vun allem e bissel
Wer an Bellheim denkt, dem fällt ziemlich rasch sein Name ein, auch nahezu 40 Jahre nach seinem Tode. Einige haben ihn noch gekannt, mit Künstlermähne, breitrandigem Hut. Die meisten kennen ihn vom Hörensagen, durch seine Gedichte, die heute vielleicht mehr denn je Konjunktur haben, weil sie aus dem Leben geschöpft sind und mit Weisheiten gespickt, die volkstümlich-philosophisch den Nerv der Menschen in unserer Region treffen, auch heute noch. De Bellemer Heiner ist Teil unseres Bellheim und wird es bleiben. Er gehört zu uns, wie Hopfen und Malz zum Bier gehören und es war sicherlich kein Zufall, dass die Bellheimer Brauerei zum 25. Todestag und anlässlch ihres 125jährigen Jubiläums allen Freunden Bellheims, der Pfalz und der pfälzischen Mundart mit der Herausgabe seiner Biographie aus der Feder von Hans Blinn ein schönes Geschenk gemacht hat. Der Kulturverein Bellheim sieht es als seine Aufgabe an, dieses Anliegen fortzuführen. Der erste Band der Reihe trägt die Titelüberschrift „vun allem e bissel“. Er ist mit Zeichnungen des Bellheimer Künstler Andreas Rüdiger illustriert, für dessen Mitarbeit wir uns sehr herzlich bedanken.
Band II: Vum Welttheater
De Bellemer Heiner un des große Welttheater
August Heinrich - unser Bellemer Heiner - bleibt unvergessen! Kaum einem anderen Pfälzer wurde bis heute so viel Aufmerksamkeit zuteil wie ihm, kaum einer wurde so facettenreich beschrieben wie er. Er war mit Leib und Seele Pfälzer, liebte seine Heimat und seine Heimatgemeinde Bellheim über alles und ließ in seinen Gedichten keinen Zweifel daran, welchen Landstrich der liebe Gott besonders bevorzugt haben musste. Die „Palz“, davon war er überzeugt, die war „de Nawwel vun de Erd“. „Wer emol durch die weite Welt, E Räs ´gemacht, e schäni, Der fühl es stolz in seine Bruscht, E Palz gibt´s halt blos äni (...)“. So kennen ihn die Meisten, den Mundartpoeten, der den Pfälzern aus der Seele sprach, seine Heimat hoch leben ließ. Der Bellemer Heiner war aber auch einer, der mitten im Leben stand, der augenzwinkernd oder mahnend nicht zuletzt auch tagespolitische Ereignisse „aufs Korn“ nahm. Die Zeitung war für ihn das Medium, das seine Glossen in Reimform an den Leser brachte, das aber auch die „handwarme“ Aktualität in die Gedichte des Mundartbarden einfließen ließ. Das Wissen, Bildung und ein gerüttelt Maß an Lebenserfahrung prädestinierten den damals über 70-Jährigen geradezu, Kritik zu üben an Zeiterscheinungen, sie zu kommentieren, mit spitzer Feder zu glossieren. Er prangerte an und nahm kein Blatt vor den Mund. Sein Metier war die „Pälzer Sprooch“, die ihn reden ließ „wie ihm de Schnawwel gewachse war“. Kein Thema war ihm fremd, kein Anlass ihm nicht wichtig genug, nichts gab es, was er nicht reimen konnte, mit Herz und Verstand. Genau darin liegt der Reiz dieses Gedichtbandes.
Die Themen umspannen die damalige Weltpolitik, die besondere deutsch-deutsche Wirklichkeit als Mittelpunkt und Spielball der Großmächte; sie beziehen die Sorgen und Nöte des kleinen Mannes ebenso ein wie die Boulevard - Nachrichten aus den Europäischen Fürstenhäusern. Der 2. Band ist mit Zeichnungen des Bellheimer Künstler Herbert Gawrisch (Hegar) illustriert, für dessen Mitarbeit wir uns sehr herzlich bedanken.
Schriftenreihe zur Orts- und Regionalgeschichte
Band 1:
Von „wildem Geist“ und Gastwirtschaften, von Festen und von Friedrichsbühl
Band 2:
Schriftenreihe zur Orts- und Regionalgeschichte
Bellheim in Vergangenheit und Gegenwart
Text Dokumentation
Die Queichlinien
In den Jahren 1688 bis 1691 war die Festung Landau von Frankreich mit großem Aufwand neu errichtet worden. Ihre Hauptaufgabe war, den Zugang zum Elsass gegen Angriffe von Norden zu verschließen, wie von Marschall Vauban, dem Festungsbaumeister Ludwig XIV. in einer Denkschrift von 1687 klar dargelegt wurde. Da eine Festung mit selbstverständlich beschränkter Ausdehnung aber ohne Weiteres umgangen werden konnte, wurden später mehrere befestigte Linien entlang größerer Bäche angelegt, nämlich die Moder-, Lauter-, Queich- und Speyerbachlinien. Die Queichlinien reichten dabei von Annweiler über Landau bis zum Rhein, zunächst bei Germersheim, letztendlich bei Hördt. Zwischen Annweiler und Landau gab es keine durchgehende Befestigung, sondern lediglich einzelne Schanzen, ab Albersweiler diente der für den Festungsbau angelegte Kanal bis Landau als Graben der Linie. Von der Queich wurde durch einen kleinen gemauerten Kanal auf der Höhe der heutigen Stadtbibliothek (Schleuse 121) in Landau Wasser für die Queichlinien abgeleitet, das aber lediglich der Wasserversorgung das Grabens bis Queichheim diente. Ab der Queichheimer und der Mörlheimer Mühle (heute Paulusstift) konnte die Queich ab 1744/45 aufgestaut und vollständig in ein Grabensystem geleitet werden, dass zum großen Teil aus bestehenden kleinen Wasserläufen wie Birnbach, Brühlgraben und Spiegelbach bestand. Lücken zwischen den natürlichen Wasserläufen wurden mit künstlichen Gräben geschlossen. In Abständen von wenigen hundert Metern wurden Dämme gebaut, um großflächige Überschwemmungen der ausgedehnten Wiesenflächen zu erreichen. Auf der Feindseite der Dämme, also im Norden, wurden Dreiecksschanzen zum Schutz der Dämme errichtet, teilweise mit Schenkellängen von über 100 Metern. In der Gemarkung Bellheim, wo schon große Höhenunterschiede im Übergangsbereich des Spiegelbachs zur Rheinniederung vorhanden sind, wurden zwei Dämme mit Stauhöhen von sechs und neun Metern errichtet, von denen noch Reste erhalten sind. Der größere der beiden Dämme, direkt am Hochufer des Rheins beim Eintritt des Spiegelbachs in die Rheinniederung gelegen, war etwa 110 Meter lang, am Fuß etwa 50 Meter, an der Krone noch 10 Meter breit, die Krone erhob sich 10 Meter über dem Talgrund. Da die Dämme der Queichlinien aber nur mit Reisigbündeln (Faschinen) und in der Umgebung gefällten Bäumen verstärkt waren, konnten die beiden hohen Dämme dem Wasserdruck nicht lange standhalten und brachen schon spätestens nach zwei Jahren (vermutlich 1747/48). Da der größer dieser beiden Dämme und seine Schanze im Wald lagen, blieb die Schanze als einzige weitgehend erhalten, alle anderen wurden nach der endgültigen Auflassung der Linien eingeebnet.
Ein im Stadtarchiv Landau und dem Militärarchiv in Vincennes (SHD) erhaltener Atlas aus dem Jahr 1774 bezeichnet nur den Abschnitt von der Festung Landau bis zum Rhein als Queichlinien „Die Queichlinien wurden 1743 begonnen, am Rand des Sumpfes von Landau bis zu der unpassierbaren Niederung zwischen Bellheim und Hördt.“ Frühere Datierungen der Queichlinien, die teilweise einen Bau bereits parallel zur Festung Landau oder während des Spanischen Erbfolgekriegs annahmen, sind angesichts der guten Quellenlage obsolet. Während des Österreichischen Erbfolgekriegs wurde nach den Anfängen im September 1743 bis 1748 mehr oder weniger ständig an den einzelnen Werken gebaut, mit Schwerpunkten in den Jahren 1745/46.
Der Bau der Linien brachte enorme Belastungen und Schäden für die Bevölkerung mit sich. Da der zwischen Landau und Bellheim fast durchgehende Wall und Graben auch nahe an den Dörfern gebaut wurde, waren dort die Hausgärten betroffen, die laut zeitgenössischen Karten in großer Zahl vorhandenen Obstbäume wurden gefällt. Die drei damals in Bellheim vorhandenen Mühlen wurden „bis unter das Dach“ unter Wasser gesetzt und konnten mindestens bis 1753 nicht genutzt und mussten dann vollständig erneuert werden. Ein Müller wechselte den Standort und gründete 1756 die Bellheimer Obermühle. Wiesenflächen in der Größenordnung von mehreren Hundert Hektar zwischen Landau und der Rheinniederung wurden jahrelang unter Wasser gesetzt, so dass Pferde und Vieh nicht mehr ernährt werden konnten.
Zum Bau der Linien wurde nicht nur die ortsansässige Bevölkerung der Kurpfalz im Frondienst, sondern Arbeiter aus dem Elsass und Lothringen bis hin zur Franche Comté rekrutiert. Da die Verpflegung dabei nicht oder schlecht organisiert war, mussten sich die auswärtigen Arbeiter von den Äckern und Gärten der Dörfer an den Linien ernähren.
Der Befehl zum Bau der Linien ging dabei eindeutig vom jeweiligen Oberkommandierenden der französischen Armee in der Region, Marschall Noailles und den Herzögen Coigny und Conti, aus. Planer waren französische Militäringenieure wie Cormontaigne und Baudoin sowie Ingenieure der Festung Landau. Die Kurpfalz, deren Dörfer und Gemarkungen im Oberamt Germersheim fast ausschließlich betroffen waren, war allerdings im Österreichischen Erbfolgekrieg mit Frankreich verbündet und unterstützte daher den für die Bevölkerung so schädlichen Linienbau. Für die Dörfer gab es lediglich Versprechungen von Steuererleichterungen und Stundungen. Die Kurpfalz erhielt französische Subsidien (Unterstützungszahlungen) in wechselnden Höhen, 1746 bis 1752 jährlich 20.000 Gulden, ab 1752 für drei Jahre je 30.000 Gulden
Nach dem Friedensschluss 1748 wurden die Gräben, Dämme, Wälle und Redouten aber nicht geschleift und der Bevölkerung ihr Eigentum zurückgegeben. Es zeigte sich immer mehr eine politische Dimension der Queichlinien. Die seit langem bestehenden Versuche, das kurpfälzische Territorium südlich der Queich unter französische Herrschaft zu bringen, machten es aus französischer Sicht sinnvoll, die Linien weiterhin zu unterhalten und damit einen Grund zu haben, den Bereich zwischen der französischen Festung Landau und dem Rhein bei Germersheim dauerhaft zu kontrollieren. Eine vertragliche Grundlage für die Unterhaltung der Queichlinien wurde mit dem Schwetzinger Vertrag zwischen Frankreich und Kurpfalz 1766 erreicht. Wenige Monate vorher hatte sich Frankreich in Verträgen mit dem Herzog von Zweibrücken, dem wahrscheinlichen Erben des pfälzischen Kurfürsten Karl Theodor, die kurpfälzischen und zweibrückischen Ämter südlich der Queich zusichern lassen. Diese gute Zusammenarbeit mir Zweibrücken ließ sich Frankreich jährlich 40.000 Gulden für Herzog Christian IV. und 20.000 Gulden für dessen Bruder Friedrich kosten.
In den folgenden Jahrzehnten bis zu den Revolutionskriegen wurden die Queichlinien unter der Leitung der Ingenieure der Festung Landau unterhalten und ausgebaut. Vor allem die ursprünglichen in Holz errichteten Schließen und Brücken wurden entweder vollständig in Stein ausgeführt oder wenigstens in Stein fundamentiert. Im Stadtarchiv Landau haben sich dazu umfangreiche Unterlagen erhalten. Aus Geldmangel zogen sich aber viele Projekte über viele Jahre, so dass z.B. eine Reihe von hölzernen Brücken sehr baufällig wurden und erst erneuert wurden, nachdem sie zusammengebrochen waren.
Mit dem Beginn der Revolutionskriege am Rhein 1792 stellte sich heraus, dass die Linien nicht auf der Höhe der Zeit waren. Zumindest wurde der gesamte Bereich vollständig unter Wasser gesetzt. Aber in den folgenden Jahren wurden die Linien, wieder unter unfreiwilliger Hilfe der Bevölkerung, weiter ausgebaut.
Die Umwallungen von Offenbach, Ottersheim und Bellheim wurden mit neuen Redouten verstärkt, die der anderen Dörfer Mörlheim, Knittelsheim und Hördt, mindestens repariert. Zwischen Ottersheim und Knittelsheim wurde eine neue Redoute, zwischen Knittelsheim und Bellheim ein neuer Damm mit vorgelagerter Schanze errichtet, die Brücke über den Spiegelbach (heute Trasse der B9) neu befestigt, am nördlichen Ortseingang von Hördt eine große Redoute erbaut, deren Graben noch heute die Umrisse der eingeebneten Anlage zeigt.
Nachdem das gesamte linke Rheinufer Teil der französischen Republik und damit später des napoleonischen Kaiserreichs geworden war, hatten die Queichlinien ihre militärische Bedeutung verloren, wurden aber weiter unterhalten. 1810 gab es wohl Pläne, den größten Teil der Linien einzuebnen, was aber spätesten 1812 wieder obsolet war. Nach der Abdankung Napoleons 1814 wurde im ersten Pariser Frieden die neue Grenze zwischen dem Königreich Frankreich an der Queichlinie, nicht an der Queich ausgerichtet. So blieben Mörlheim, Knittelsheim und Bellheim zunächst französisch, hatten aber ihre nördlichen Gemarkungsteile mit den Wiesen und dem Wald nun im künftig deutschen Territorium. Umgekehrt war es bei den andern Liniendörfern Offenbach und Ottersheim, deren Ortslagen auf der deutschen Seite der Grenze lagen, die Äcker aber auf der französischen.
Die Grenze wurde von einer französisch-österreichisch-bayerischen Grenzkommission vermessen, aber mitten in den Arbeiten kehrte Napoleon aus Elba zurück, um erst in Waterloo seine endgültige Niederlage zu erfahren. In der Folge wurde die Grenze zwischen Frankreich und den deutschen Staaten an die Lauter verlegt, so dass Bellheim, Knittelsheim und Mörlheim, wie die anderen Ortschaften bis zur Lauter, aus dem Departement Bas Rhin in den Herrschaftsbereich kamen, der 1816 Bayern zugeschlagen wurde. Es ist immerhin denkbar, dass ohne die Rückkehr Napoleons Landau und die südlich der Queichlinie gelegenen Teile der Südpfalz heute zur französischen Republik gehören würden.
Es dauerte dann noch 10 Jahre, bis 1826 die Linien bis auf geringe Reste geschleift waren, so dass die Literatur bis in die 1990er Jahre konstatierte, dass keine oberirdischen Spuren der Linien mehr vorhanden waren. Mit der Schanze und dem Rest des Staudamms im Bellheimer Wald, dem Rest des Staudamms östlich der Kläranlage Bellheim, der rekonstruierten Schanze und dem Rest des Grabens an der Mittelmühle, den Geländestufen entlang des Brühlgrabens, zweier Schließen und einem Dammrest auf dem Gelände des Paulusstifts sowie die vermauerte Öffnung des Ableitungskanals vor der Schleuse 121 in Landau sind jedoch noch eine Reihe von Resten der Anlage vorhanden, die einen gewissen Eindruck der Anlage geben können.
Autor: Herman-Josef Schwab
Literatur (mit allen Quellenangaben):
Schwab, Hermann-Josef: Die Queichlinien in Bellheim und Umgebung. In: Hans-Joachim Heinz (Red.): Bewegte Zeiten. Bellheimer Ortsgeschichte(n) zwischen Freiheitsbaum und Wirtschaftswunder. Bellheim 1999. S. 145-203.